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MANGA - das Missverständnis

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Manga ist das japanische Wort für Comics, also Bildergeschichten, die inzwischen in Deutschland ganz offiziell als Sequenzielle Kunst bezeichnet werden. Im Ausland spricht man bei einer längeren Bildergeschichte mit nicht-albernem Inhalt von einer "Graphic Novel", also von einem gezeichneten Roman. Deutschland ist diesbezüglich ein echtes Entwicklungsland. "Comics" gelten hierzulande trotz unserer Comic-Kultur-gewaltigen Nachbarn Frankreich und Belgien und trotz Metal Hurlant und Tim und Struppi noch immer als Kinderkram. Peinlich...

Für den Begriff MANGA ist es irrelevant, in welchem Land oder in welchem Stil Bildergeschichten gezeichnet sind. Entgegen der weitläufig verbreiteten Meinung und entgegen der Darstellung der Wikipdia gibt es keinen typischen Mangastil. Ein Japaner bezeichnet auch einen Ralf König Schwulcomic und einen Spiderman als Manga. Außerdem verleitet diese "typischer Mangastil"- Falschaussage zu der irrigen Annahme, es gäbe in Japan keine gescheite Sequenzielle Kunst - das stimmt jedoch nicht: Meisterwerke wie "Kamui" oder "Mai" kommen ohne Bambi-Augen aus und sind tatsächlich Sequenzielle Kunst in Reinform; Graphic Novels vom Feinsten.

Das, was in Deutschland als MANGA bezeichnet wird, heißt in Japan Anime Komikusu (Der Buchstabe U wird bis auf ein paar Ausnahmen im Japanischen nicht gesprochen, also Animee Comics) und bezeichnet Bildergeschichten, die im Stil der japanischen Zeichentrickfilme erstellt sind. Als typisch dürfen hier Sailor Moon und Dragon Ball genannt werden - die Älteren werden sich an Kimba, Captain Future oder Heidi erinnern - letztere übrigens die erste Produktion aus dem inzwischen sehr populären Studio Ghibli (Chihiro´s Reise ins Zauberland, Das Wandelnde Schloss, Totoro u.v.a.). Die japanischen Animeserien orientieren sich bereits seit dem Erstlingswerk Mighty Atom stiltechnisch an den Disney-Filmen. Wollte man also wie oben erwähnt von einem "typischen Mangastil" sprechen, müsste man vom Disney-Stil reden. Die Japaner waren schon immer Meister darin, sich bei anderen Kulturen zu bedienen, gute Sachen zu kopieren und dann was eigenes daraus zu stricken, was dann meist besser war, als das Original. So sehe ich mir z.B. lieber einen Ghibli-Film an, als den zweimillionsten Aufguss nach bewährtem Rezept aus den Disney-Studios - kennste einen, kennste alle.

Der Stil der Anime Komikusu hat übrigens vor allem einen praktischen Hintergrund: Zeichentrick-Charaktere werden im Rahmen eines Films viele tausendmal gezeichnet. Daher werden sie zeichnerisch vereinfacht. Da in Japan mit Manga ebensoschlecht Geld zu verdienen ist, wie in Deutschland, spekulieren viele Zeichner bei der Veröffentlichung eines neuen Manga bereits auf die spätere Umsetzung als Anime (Zeichentrickfilm) und halten die Figuren von Anfang an schlicht: denn wer seinen Manga als Anime umgesetzt bekommt, hat finanziell gewonnen...


"typischer Manga-Stil"? Wie so oft gilt auch hier: Wer keine Ahnung hat, sollte einfach mal die Klappe halten...

Wieso werden die großen Augen

eigentlich "Bambi-Augen" genannt?

War das nicht ein Disney-Film?

Ja, war es. Der erste Film, den ich im Kino gesehen habe.